Noch während den Vorbereitungen auf unseren Urlaub am Golf von Orosei stieß ich immer wieder auf den Begriff “Nuraghe”. Nu… what? Nie gehört.
Nach kurzer Suche wusste ich: Ein Nuraghe ist ein von den Nuraghern (glaubste ja nich!) in trockenbauweise errichteter Steinturm aus der Bronzezeit. Spannenderweise gibt es diese Türme so nur auf Sardinien. Und zwar massenhaft! Die ganz Insel war und ist von diesen Nuraghen überzogen – Wikipedia spricht von geschätzten 10.000 !!
Nicht nur, dass man von diesem Volk so gut wie gar nichts weiß, auch die Bedeutung dieser Türme ist nicht ganz klar. Einerseits hatte er wohl die Funktion eines Wachturmes, es wurde aber auch eine ganze Menge Alltagskram entdeckt. Es gibt noch die Theorie von Burgen oder Grabstätten. Sogar die Idee einer riesigen Fackel kam auf. Angeblich wurden die Türme so gebaut, dass es reichte, im Innenhof des Turmes ein winziges Feuerchen zu machen, um durch den Kamineffekt die Funken nach oben zu treiben und so Signale in Sekunden über die ganze Insel zu schicken.
Die Nuragher mussten schon ein kämpferisches, stolzes Volk gewesen sein. Nicht nur die einzelnen Stämme bekriegten sich, auch über das Meer kamen immer wieder Angreifer. So ist dort heute noch das Sprichwort geläufig: “Furat chi vene da o mare” (Wer über das Meer kommt, stiehlt). Wie auch immer – meine Neugierde war geweckt, und so suchte ich mir die Nuraghe Mannu (“der große Nuraghe”) in der Nähe von Dorgali als Ausflugsziel aus.
Für unsere Rabauken war es ein Fest – nicht nur, dass es erlaubt ist, den Turm zu besteigen (von dort oben hat man übrigens eine wirklich grandiose Aussicht über den Golf von Orosei, sogar die Cala Luna kann man von hier erkennen!), sondern auch die mehrere Hektar große Nuraghensiedlung, die ebenfalls zum Ausgrabungskomplex gehört, lädt zum Entdecken und Staunen ein.
Auf den warmen Felsen wuselt es nur so von kleinen bunten Eidechsen und schon allein der Gedanke an all die Füße, die hier vor tausenden von Jahren genau jene Treppenstufen gegangen sind, an die Hände, die genau diese Steine berührt haben, lässt mein Herz flattern wie einen Schmetterling in der hohlen Hand. Welche Sorgen hatte diesen Menschen, über was haben sie gelacht? Hat vielleicht auch eine Frau ebenso wie ich ihr jüngstes Kind die Treppen hoch getragen? Ich liebe solche Gedankenspiele. Wäre das hier Instagram, würde ich wohl den Hashtag #geschichtemachtbauchkribbeln benutzen… ;-)
Die Anfahrt zur Nuraghe Mannu ist übrigens sehr abenteuerlich. Auf der Straße von Cala Gonone nach Dorgali weist ein Schild den Weg. Die “Straße” ist eigentlich nur ein einziges riesiges Schlagloch und wird am Ende immer enger und unwegsamer, ein paar Ziegen gucken ungläubig zum Autofenster herein. Wenn man schon fast nicht mehr dran glaubt, ist man angekommen. Am Ende der Piste steht eine kleine Bretterbude. Wir hatten Glück – es gab zwar (wieder einmal) keine englischen oder deutschsprachigen Infoflyer (“die sind leider aus…”), dafür sprach der Mann an der Kasse sehr gut deutsch. Und so konnten wir doch noch einiges über die Ausgrabungsstätte erfahren.
Eigentlich schade – die Zeit hat nicht gereicht, noch weitere Nuraghen oder Heiligtümer zu besuchen. Ich hoffe ja sehr auf eine Fortsetzung. Irgendwann…
Sardinien glänzt übrigens nicht nur durch karibische Strände, eine wilde Bergwelt und viel Stoff für Geschichtsfreaks, sondern hat auch einige bezaubernde Städtchen, die darauf warten erkundet zu werden. Wer Lust hat, kommt nächstes Mal mit nach Orgosolo. In dem abgelegenen Bergdorf mit der wilden Vergangenheit gibt es beeindruckende Graffitikunst zu bewundern. Sehen wir uns?
♥♥♥
Ich wünsche Euch einen guten Wochenstart & habt es schön!
Toll recherchiert und beschrieben! Das erinnert mich an meinen Sardinienurlaub vor viiiielen Jahren….
Danke, liebe Uli! Sardinien ist wirklich eine tolle Insel… ich hoffe ja sehr, dass wir es irgendwann noch mal außerhalb der Hauptsaison dort hin schaffen… *träum*
[…] Wer mag, kann die vorherigen Reiseberichte zu Sardinien mit Kindern hier, hier , hier, hier und hier gerne durchstöbern – vielleicht ist ja was für Euch […]
[…] Ihr merkt schon, Sardinien lässt uns einfach nicht los! Wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr hier, hier hier, und hier ein bisschen stöbern, vielleicht braucht Ihr ja noch ein bisschen Inspiration für Euren […]